Tom
Dienstag, Juni 14, 2005
  Spekulative Gedanken zu Robbins Power-Prinzip

In manchen Kreisen sind die Bücher von Anthony Robbins ("Das Power-Prinzip" , "Unlimited Power") sehr beliebt. Ich bin noch nicht weit mit dem Lesen gekommen, aber eines ist mir schon aufgefallen: dass die Grundprinzipien, auf denen Robbins Ideen beruhen, wie auch generell die Grundansätze der NLP, fehlerhaft sind, weil sie auf einer kantianischen Epistemologie beruhen. Man liest z.B. Sätze wie: "Keiner kann wissen, wie die Realität wirklich ist." Robbin spricht vom "sich belügen", und meint, dass man sich nur auf die positiven Aspekte konzentrieren soll. Er spricht von "Glaubenssystemen", die man so anpassen soll, dass die Zielerreichung eben am besten funktioniert. Ob das Glaubenssystem mit der Realität übereinstimmt, spielt keine Rolle. Befürwortet wird purer prinzipienloser Pragmatismus. Zusätzlich fällt die Moral völlig unter den Tisch. Es wird weder danach gefragt, ob das Ziel ein rationales Ziel ist, noch danach, ob die Mittel und der Weg dorthin richtig sind.

Aber selbst das Menschenbild, mit dem Robbins arbeitet ist fehlerhaft. Wenn man seine Wirkungskette betrachtet, dann führt das Denken zu [Gefühls-]Zuständen (stimme ich noch zu) und die Zustände dann zum Handeln. Wobei für Robbins die Zustände eindeutig Gefühlszustände sind. Er spricht z.B. vom Zustand der Liebe. Dass das Handeln nur von den Gefühlszuständen abhängt, mag für rein emotionsgetriebene Menschen richtig sein, für den rationalen Menschen, der seine Gefühle seinem Verstand unterordnet, kann das aber nicht das richtige Modell sein. Ein rationaler Mensch kann eine Handlung gegen seine Gefühle vornehmen. Eine Möglichkeit, für die es in Robbins Diagrammen keinen Wirkungspfeil gibt.

Zudem kann Robbins Modell für einen emotional getriebenen Menschen, der sich in einer depressiven Situation befindet zu einem Teufelskreis werden: laut Robbins kann jemand sein Verhalten nur ändern, wenn er seinen [Gefühls-] Zustand ändert. Falls er wartet, bis sich sein Gefühlszustand von alleine ändert, ehe er sein Verhalten ändern will, kann es sein, dass das nie eintritt. Warum sollte sich sein Gefühlszustand von alleine ändern ? Die Wahrscheinlichkeit aber, dass die Beibehaltung des bisherigen Verhaltens den Gefühlszustand eher noch verschlimmert, ist recht hoch. Der einzige Ausweg wäre, das Denken zu ändern, d.h. z.B. die eigenen Werturteile und Einschätzungen zu überprüfen und zu ändern (siehe Julian Simon: "Good Mood", recht nett geschrieben). Das Denken zu ändern, ist auch nach Robbins Modell möglich. Und auf diese Erklärung warte ich noch im Rest des Buches. ( Eine weitere Möglichkeit laut Robbins ist die Änderung des Zustandes durch physiologische Faktoren, die meiner Meinung nach aber überbewertet ist ). Eine weitaus schnellere Möglichkeit besteht meiner Meinung nach im Versuch, das Denken zu ändern, und selbst dann mit einer Änderung des Verhaltens zu beginnen, wenn der depressive Zustand noch nicht verlassen ist, d.h. eine zeitlang explizit gegen die eigenen Emotionen zu handeln ! Das kann dann schneller zu positiven Ergebnissen führen, die dann auch eine Chance zum Entkommen aus dem depressiven Zustand ermöglichen.

Fortsetzung folgt.
 
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